In Trennungs- und Scheidugnsmediationen ist meist Thema das gemeinsame Haus. Das gilt zumindest bei uns im Saarland, das bekanntlich die höchste Eigenheimdichte Deutschlands hat (sogar höher als in Baden-Württemberg). Aufgefallen ist uns dabei, dass viele der Häuser Denkmäler einer scheiternden Ehe sind.

Meist wurde der Bau des eigenen Hauses gerade dann in Angriff genommen, als die Ehe gerade zu kriseln begann. Offenbar glauben dann die Eheleute, mit dieser gemeinsamen Aufgabe die Ehe noch einmal kitten zu können. Ein schlichtweg untauglicher Versuch (oder die Fälle, in denen es funktioniert hat, landen nicht bei der Trennungs- und Scheidungsmediation). Die Belastungen eines Hausbaus führen in aller Regel nicht gerade dazu, dass man sich wieder näher kommt, im Gegenteil, die mit dem Hausbau verbundenen vielfältigen Probleme beschleunigen vielmehr den Zerfallsprozess der Ehe und lassen Differenzen deutlicher zu Tage treten. Das gilt erst recht dann, wenn die mit dem Hausbau verbundenen finanziellen Belastungen das verfügbare Einkommen auf ein Minimum eindampfen.

Wir stehen dann in der Mediation vor der Herausforderung, dass die saarländische Seele die Option eines Verkaufs des Hauses schlichtweg nicht vorsieht. Man staunt dann als Mediatorin oder Mediator, welche Klimmzüge unternommen werden, das Haus zu halten. (Die Kinder hängen doch so an dem Haus!) Hier muss man als Mediator doch gelegentlich einmal den Horizont der Medianden dahingehend erweitern, dass man ein Haus auch verkaufen kann (und Kinder durchaus über genügend Anpassungsgabe verfügen um sich an eine andere Wohnsituation zu gewöhnen).

À propos Kinder: Auch Kinder sind oft das Ergebnis einer kriselnden Ehe. Auch hier meinen die Eheleute, die auseinanderdriftende Ehe durch ein Baby retten zu können (nein, nicht nur die Frauen!). Auch das geht meistens schief! Wer selbst Kinder hat, hat sicherlich die Erfahrung gemacht, dass Kleinkinder die Zweisamkeit zwischen den Eheleuten nicht immer fördern.

Gekrönt werden die Rettungsversuche für Ehen natürlich dann, wenn man auf Nummer sicher gehen will und die beiden Optionen kombiniert, will sagen, ein Haus baut und gleichzeitig ein Kind zeugt. Super! Nach meinen Erfahrungen fast schon eine Garantie, dass die Ehe binnen kürzester Zeit zu Bruch geht.

Also liebe Eheleute: Wenn ihr merkt, dass die Ehe kriselt, kein Haus bauen, kein Kind zeugen! Nehmt das gesparte Geld und leistet euch davon eine(n) gute(n) Paarberater(in)/-therapeut(in). Dann ist das Geld gut investiert und wenn deren (dessen) Tätigkeit erfolgreich beendet ist, dass könnt ihr noch einmal über ein Haus und/oder KInd nachdenken.