Ich werde nie vergessen, als mir ein damaliger Anwaltskollege voller Entsetzen schilderte, dass er mit einem Scheidungsehepaar und dem gegnerischen Kollegen Stunden damit verbracht hatte, den gesamten Hausrat Stück für Stück zu verteilen. Nur am letzten Stück, einem Teddybären, scheiterte dann die Hausratsauseinandersetzung, weil keiner der Eheleute bereit war, ihn dem anderen Teil zu überlassen. Er konnte nur den Kopf darüber schütteln und es war für ihn unbegreiflich, wie die Beteiligten so unvernünftig sein konnten.

Dabei war das durchaus erklärbar und sogar wahrscheinlich. Die Verlustaversion ist ein starkes Moment und sie ist stärker als eine Gewinnerwartung. Demnach werden vermeintliche Verluste auch viel stärker wahrgenommen, als Gewinne. Dadurch, dass man den Hausrat Stück für Stück verhandelte, waren es immer Vrhandlungen über knappe Ressourcen, nämlich den einen Hausratsgegenstand. Zudem gab es keine Möglichkeit für einen Kompromiss sondern nur Sieger und Verlierer (wenn man das so bezeichnen will). Da aber die vermeintlichen Verluste viel stärker im Gedächtnis blieben als die Gewinne, so hatte natürlich jeder der beiden (auch wenn genau hälftig geteilt wurde) das Gefühl, stärker nachgegeben zu haben als der Andere. Um dieses so empfundene Defizit zu beheben, mussen beide zumindest das letzte Teil für sich in Anspruch nehmen und keiner konnte nachgeben. So musste die Verhandlung letztlich scheitern. Der Gegenstand, um den es ging, war dabei bedeutungslös, es häte auch ein Häkeldeckchen sein können.

Es ist daher zwar einerseits wichtig, in deiner Verhandlung oder Mediation die zu verhandelnden Punkte zu strukturieren. Man muss aber aufpassen, dass man dann letztlich wieder Pakete schnürt, damit Raum für eine Konsenslösung geschaffen wird. Bei Verhandlungen (oder Mediationen) über Hausrat, aber auch bei anderen Konfliktthemen, ist es daher ratsam, einige Sachen (oder Themen) zusammenzufassen und dann über die Lösung zu diskutieren.

Eine Möglichkeit, solche Probleme souverän zu meistern und Konsenslösungen zu erzielen ist die Methode des nedifreien Teilens (oder Scheidungsformel oder adjusted winner Methode). Wie das funktioniert können Sie am Samstag, dem 09.08.2014 im Rahmen unserer Sommerakademie in einem Seminar (von 9 Uhr bis 16 Uhr) anhand von Beispielen erlernen (außerdem auch die Methode des systemischen Konsensierens). Das Seminar findet in Saarbrücken statt. Das Anmeldeformular können Sie sich hier herunterladen oder Sie senden uns eine kurze Mail.