Wie jedes Jahr, so wurde auch in diesem Jahr im Roland-Rechtsreport ermittelt, wie groß die Akzeptanz von Gerichtsverfahren ist und wie bekannt das Mediationsverfahren mittlerweile ist.

Wie das Institut für Demoskopie Allensbach durch die Befragung von 1458 Personen ab 16 Jahren herausgefunden hat, stagniert der Bekanntheitsgrad von Mediation auf einem recht hohen Niveau von 69 %.

Ist allerdings nicht davon auszugehen, dass diese 69 % der Befragten tatsächlich wissen, was Mediation ist. Die Frage lautete lediglich, ob sie bereits von der Möglichkeit der Mediation schon einmal gehört haben oder ob sie davon jetzt zum ersten Mal hören. Im ersten Roland-Rechtsreport im Jahre 2010 hatten lediglich 57 % der Befragten schon einmal etwas von Mediation gehört.

Die Skepsis gegenüber Gerichtsverfahren ist auf der anderen Seite gestiegen. 80 % der Befragten sind der Meinung, dass Gerichtsverfahren zu lange dauern und 73 % sind der Meinung, dass die Gerichte überlastet sind. Die Zahlen für 2010 waren 74 % bzw. 60 %. Immer noch deutlich mehr als die Hälfte der Befragten meinen, dass man bessere Chancen auf ein günstiges Urteil habe, wenn man sich einen bekannten Anwalt leisten könne (62 %) und die Rechtsprechung in Deutschland sehr uneinheitlich sei (57 %).
Ein vernichtendes Urteil für die Rechtsprechung ist, dass lediglich 23 % der Befragten der Meinung sind, dass die Gerichte gründlich und gewissenhaft arbeiten und man sich bei deutschen Gerichten darauf verlassen könne, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Das Ansehen der Richter stagniert seit 2010 auf einem Wert von 31 % („vor Richtern habe ich großen Respekt“).

Die Skepsis gegenüber Gerichtsverfahren ist in den neuen Bundesländern sogar deutlich höher als in den alten Bundesländern.

Trotz der Skepsis gegenüber den Gerichten und dem Gerichtsverfahren ist es der Mediation nicht gelungen, sich am Markt stärker zu etablieren. Nur 4 % der Bevölkerung war in den letzten zehn Jahren an einem Mediationsverfahren beteiligt. Dies, obwohl 48 % der Befragten bei der Frage, welches Verfahren sie bei einer rechtlichen Auseinandersetzung bevorzugen würden, die Mediation bevorzugen würden und nur 19 % das Gerichtsverfahren, die restlichen 33 % sind unentschieden. Das Mediation nicht genutzt wird, liegt offenbar vor allem daran, dass das Mediationsverfahren nicht wirklich bekannt ist und den potentiellen mir die Anden auch nicht bekannt ist, wie sie ein Mediationsverfahren einleiten können. Von denjenigen, die in den letzten zehn Jahren an einem Mediationsverfahren beteiligt waren, würden zwei Drittel nochmals das Mediationsverfahren wählen. Diejenigen, die in den letzten zehn Jahren an einem Gerichtsverfahren beteiligt waren, haben offenbar ihre Angst vor dem Gerichtsverfahren verloren und würden zu 28 % das Gerichtsverfahren wählen und nur zu 43 % ein Mediationsverfahren.

Wir Mediatorinnen und Mediatoren sollten einmal darüber nachdenken, warum es uns nicht gelingt, das offensichtlich schlechte Ansehen der Justiz für uns zu nutzen und eine stärkere Inanspruchnahme von Mediation zu erreichen. Offensichtlich ist es uns noch nicht gelungen, der breiten Masse der Bevölkerung die Vorteile des Mediationsverfahrens nahe zu bringen. Ich vermute auch, dass viele der potentiellen Median nicht wissen, wie sie an ein Mediationsverfahren kommen. Der Zugang zu den Gerichten ist jedem klar (auch wenn man hierfür in der Regel einen Anwalt in Anspruch nehmen will und muss), nicht jedoch der Zugang zum Mediationsverfahren. Dies gilt umso mehr, als nach wie vor viele Rechtsanwälte einem Mediationsverfahren skeptisch gegenüberstehen und lieber den gewohnten Weg über das Gerichtsverfahren gehen.

Liebe Mediatorenkolleginnen und Mediatorenkollegen, es bleibt noch viel zu tun!