Familienmediation wird derzeit in der öffentlichen Diskussion über Mediation eher als Stiefkind behandelt. Im Vordergrund stehen die öffentlichen (bzw. öffentlichkeitswirksamen) Mediationsverfahren, oft im Bau-, Umwelt- und Planungsrecht. obwohl gerade diese oft nicht den Anforderungen an eine Mediation (insbesondere Vertraulichkeit) gerecht werden.

Weil Wirtschaftsmediation als lukrativ angesehen wird, ist diese derzeit bei den Mediatorinnen und Mediatoren sehr beliebt. Die meisten Mediatorinnen und Mediatoren bezeichnen sich als Wirtschaftsmediator(inn)en, der Markt für Ausbildungen in diesem Bereich boomt.

Als ich vor mehr als 20 Jahren die Ausbildung zum Mediator begonnen habe, wurde Mediation fast ausschließlich im Bereich Trennung und Scheidung in Anspruch genommen und vermarktet. Heute ist es erstaunlicherweise in diesem Bereich eher stiller geworden.

Familienmediation, das heißt Mediation im Falle von Krisen in der Partnerschaft, von Trennung und Scheidung. Nach wie vor ist der Bedarf gerade in diesen Bereichen für konsensuale Streitbeilegung riesig. Nach wie vor ist dies der Bereich, in dem Mediation am segensreichsten wirken kann.

Bald 30 Jahre alt ist das Buch „Scheidung ohne Verlierer“ von John M. Haynes, Reiner Bastine, Gabriele Link und Axel Mecke, das sehr praxisnah die Trennungs- und Scheidungsmediation in all ihren Facetten beschreibt.

Ich meine, Familienmediation sollte auch medial wieder mehr in den Mittelpunkt gestellt werden. Gerade dort, wo Kinder von einer Trennung und Scheidung betroffen sind, hilft ein Mediationsverfahren den Eltern, Lösungen zu finden, die es ermöglichen, weiter zum Wohle der Kinder zusammenzuarbeiten auch wenn die Ehe gescheitert ist. Gerichtsverfahren verleiten dazu, im Freund-Feind-Denken zu beharren, da das Verfahren per se kontradiktorisch ist. Allein die Tatsache, dass eine Mediatorin (oder ein Mediator) keine Entscheidungsbefugnis hat, verändert die Kommunikation zwischen den Beteiligten. Es geht nicht mehr darum, eine entscheidungsbefugte Richterin oder Richter von der Richtigkeit der eigenen Argumente zu überzeugen. In der Mediation geht es darum, gegenseitiges Verständnis zu erwecken, wobei die Mediatorin/der Mediator behilflich ist. Das Ergebnis sind Vereinbarungen, die von Verstehen und Einsehen getragen sind und damit das Verhältnis zwischen den Streitbeteiligten verbessert.

Um die Familienmediation wieder in den Fokus zu rücken, bieten wir ab dem 23.04.2018 eine Ausbildung zur Familienmediator / zum Familienmediator an. Die Ausbildung entspricht den Anforderungen des Mediationsgesetzes und der Ausbildungsverordnung für zertifizierte Mediatoren. Wer die Ausbildung mit Erfolg beendet hat, kann sich dann nach Erwerb der entsprechenden Praxis als zertifizierte(r) Mediator(in) bezeichnen.

Erstmals führen wir diesen Lehrgang in der Form des integrierten Lernens durch, das heißt, dass ein Teil der Ausbildung in Form des selbst organisierten e-Learnings erfolgt. Das Unterrichtsmaterial stellen wir über unsere e-Learning Plattform zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage.