Nach Gerhard Schwarz (Konfliktmanagement: Konflikte erkennen, analysieren, lösen) lassen sich die Konfliktlösungen auf 6 Grundmuster zurückführen. Diese Grundmuster sind auch historisch bzw. menschheitsgeschichtlich gewachsen und stellen eine Evolution dar.

  1. Flucht
    Die Flucht war die ursprüngliche Konfliktlösungsstrategie. Die Primaten, zu denen der Mensch gehört, werden von der Verhaltensforschung hinsichtlich ihres Konfliktverhaltens als Fluchtwesen bezeichnet. Auch heute noch ist die Flucht die erste instinkthafte Reaktion, wobei die Flucht auch in der Form des Verleugnens eines Konflikts oder des auf die lange Bank Schiebens auftreten.
    Der Nachteil der Flucht als Konfliktlösung ist der, dass ein Lernprozess ausbleibt.
  2. Vernichtung
    Ein Konflikt, der nicht durch Flucht gelöst werden kann, zwingt zum Kampf, ursprünglich in der Menschheitsgeschichte mit dem Ziel der Vernichtung des Gegners. Auch in der heutigen Zeit wurden Vernichtungsrituale, wenn auch in sublimierter Form, als angestrebte Lösung vielfach beibehalten. Der Vorteil des Vernichtungskampfes ist die endgültige Lösung des Konflikts. Der Nachteil ist auch hier der Verlust der Alternative als Entwicklungsmöglichkeit.
  3. Unterwerfung/Unterordnung
    Mit dem Verzicht auf die Tötung des Gegners wurde das Zeitalter der Sklaverei eingeleitet. Voraussetzung war, dass Besitz erfunden wurde, weil nur so der Sklave als Besitz denkbar war. Konfliktlösung durch Unterwerfung oder Unterordnung ist später in hierarchischen Systemen institutionalisiert worden. Hauptvorteil der Konfliktlösung durch Unterwerfung/Unterordnung war die Möglichkeit der Arbeitsteilung. Zudem überleben mehr Menschen, die voneinander lernen können. Die Konfliktlösung durch Unterwerfung/Unterordnung ist auch umkehrbar. Die Umkehrbarkeit konnte sich aber auch als Nachteil erweisen, indem Konflikte nicht gelöst sondern perpetuiert werden.
  4. Delegation
    Die Weiterentwicklung der Hierarchie war die Kooperation der Konfliktgegner durch Delegation. Die Entscheidung über den Konflikt wird einem am Konflikt nicht beteiligten Dritten übertragen. Voraussetzung hierfür ist, dass es im jeweiligen Konfliktfall eine richtige und eine falsche Lösung gibt und dass die angerufene höhere Instanz die richtige Lösung findet. Der Vorteil der Konfliktlösung durch Delegation ist, dass erstmals das Schema von Sieg und Niederlage überwunden wird und so etwas wie Objektivität, Sachlichkeit und Kompetenz ermöglicht wird. Der Nachteil ist, das die Identifikation mit der Lösung schwindet und den Parteien die Konfliktkompetenz entzogen wird.
  5. Kompromiss
    Kompromiss bedeutet, dass in einem bestimmten Bereich eine Teileinigung erzielt werden kann. Der Vorteil ist, dass es eine Einigung ist, der Nachteil, dass es eben nur eine Teileinigung ist. Der typische Kompromiss ist der gerichtliche Vergleich. Ich habe noch in meiner Ausbildung beim Landgericht von meinem Richter gelernt, dass der Vergleich erst dann gut ist, wenn beide Parteien damit unzufrieden sind. Oft bleibt der größte Teil des Konflikts aber ungelöst (fauler Kompromiss).
  6. Konsens
    Die Suche nach Konsens macht erst dann Sinn, wenn die anderen Möglichkeiten der Konfliktlösung versagen; wenn die Kontroverse nicht nur emotional sondern auch sachlich den Axiomen der Logik widerspricht. Schwarz bezeichnet das als Aporie (Zielkonflikt), die durch drei Eigenschaften gekennzeichnet ist: Zwei einander widersprechende Behauptungen oder Interessen, die beide wahr bzw. berechtigt sind  und beide voneinander abhängig sind, nur wenn die eine Behauptung wahr ist, kann es auch die andere sein und umgekehrt.

Im Rahmen des Konfliktmanagements muss man sich über die verschiedenen Formen der Konfliktlösung im klaren sein, um die Reaktion der am Konflikt beteiligten richtig einordnen zu können und als Moderator oder Mediator in der richtigen Form zu intervenieren.