Konflikte begegnen uns täglich, da wir immer mit anderen Menschen zu tun haben und so immer wieder Reibungsflächen entstehen. Die Frage ist immer, wann beginnt der Konflikt oder ist es nur eine Meinungsverschiedenheit?

Das hängt von der Definition des Konflikts ab. Eine der bekanntesten Definitionen ist die von Friedrich Glasl: „Sozialer Konflikt ist eine Interaktion  zwischen Aktoren (Individuen, Gruppen, Organisationen usw.), wobei wenigstens ein Aktor Unvereinbarkeiten im Denken/ Vorstellen/ Wahrnehmen und/ oder Fühlen und/ oder Wollen  mit dem anderen Aktor (den anderen Aktoren) in der Art erlebt, – dass im Realisieren eine Beeinträchtigung  durch einen anderen Aktor (die anderen Aktoren) erfolge:“

In der Konfliktkostenstudie der Unternehmensberatung KPMG wird der Konflikt wie folgt definiert: „Als Konflikt im Rahmen des Konfliktkostenmodells von KPMG wird jede Planabweichung oder Plangefährdung bei der Umsetzung der wirtschaftlichen Ziele eines Unternehmens durch den Einsatz seiner Ressourcen und dabei vor allem der Arbeitszeit seiner Mitarbeiter verstanden.“ Diese Definition ist natürlich nur im Unternehmensumfeld anwendbar.

In der Systemtheorie definiert Luhmann den Konflikt wie folgt: „Von Konflikten wollen wir immer dann sprechen, wenn einer Kommunikation widersprochen wird. Ein Konflikt ist die operative Verselbständigung eines Widerspruchs durch Kommunikation.“

Von diesem Konfliktbegriff soll hier ausgegangen werden. In dem Buch „Der soziale Konflikt“ von Heinz Messmer (sehr lesenswert, wenn auch etwas spröde geschrieben) weist der Autor nach, dass ein Dreischritt nötifg ist, dass sich ein Konflitk als soziales System ausdifferenziert. Die Widerspruchskommunikation „Gehen wir heute Abend ins Kino?“ – „Nein, ich würde gern in das Theater gehen.“ reicht noch nicht aus, einen Konflikt entstehen zu lassen. Erst wenn der erste darauf insistiert und meint: „Nein, ich möchte den Film“xxx“ sehen!“ manifestiert sich ein Konflikt.

Hier nun sind wir bei der Konfliktepisode. Die ganz überwiegende Zahl von Konfliktepisoden werden kurzfristig beendet. Es gibt hier fünf verschiedene Stopp-Mechanismen: Unterwerfung, dominante Intervention einer Dritten Partei, Kompromiss, Stehen lassen und Rückzug. Mehr als zwei Drittel der Konfliktepisoden werden durch Stehen lassen beendet.

Die nächste Stufe wäre dann der Sachkonflikt. Wie der name schon sagt, geht es den Beteiligten hier noch um die Sache. Es belibt noch bei der normalen Widerspruchskommunikation in Form von Argumenten. 

Eskaliert der Konflikt weiter, kommt es zur Anschuldigungskommunikation und damit zum Beziehungskonflikt. Hierzu kommt es, weil die Parteien die Argumentation des jeweils anderen nicht anerkennen wollen und es dann zur Abwertung der anderen Partei kommt. Dies ist der Punkt, an dem die Konflikteskalationsskala von Glasl einsetzt. Letztlich geht es hier kommuniativ um die Verantwortungszurechnung und die Verantwortungsabwehr.

Bei weiter eskalierenden Konflikten kommt es nun zum Machtkonflikt. Es geht nur noch um das eigene Durchsetzen gegen den Widerstand des anderen. Diese Konfliktausprägung geht dann bis zur Stufe 9 der Konflkteskalationsskala „Gemeinsam in den Abgrund“.

Es lohnt sich, gelegentlich einmal selbst zu reflektieren, in welcher Stufe des Konfliktprozesses man sich gerade befindet. Für Mediator*innen ist es natürlich wichtig, den Konflikt zu analysieren und zu klären, ob Mediation in der gegebenen Konflitstufe noch ein geeignetes Konflitlösungsinstrument ist.