Stakeholdermanagement ist im Projektmanagement ein geläufiger Begriff. Damit ist gemeint, dass  die Kommunikationsabläufe so gesteuert werden, dass die Bedürfnisse der Projekt-Stakeholder erfüllt und Probleme gemeinsam mit den Stakeholdern gelöst werden können. Ein Stakeholder ist eine Person oder Institution, die ein Interesse, ein Recht oder ein Besitztum in Anspruch nimmt. Um einen reibungslosen Projektablauf zu gewährleisten sollen die Stakeholder frühzeitig einbezogen werden.

Dies gilt auch für eine Mediation. Auch hier gibt es Stakeholder, die durch die Mediation bzw. den Konflikt und seine Lösung im weitesten Sinne betroffen sind. Auch hier ist es sinnvoll, frühzeitig zu überlegen, ob und welche Stakeholder es gibt und ob und wie sie in die Mediation einbezogen werden können/sollen/müssen. Ein Mediator wird sich daher frühzeitig zusammen mit den Medianden darum bemühen, alle Stakeholder zu erfassen. Der richtige Zeitpunkt hierfür ist die Phase der Konflikterhellung (Themensammlung). Sinnvoll ist es, hierbei zu differenzieren, wieviel Einfluss ein Stakeholder besitzt und auch wieviel Macht. Hoppla, ist das nicht dasselbe? Nein! Es ist durchaus denkbar, dass ein Stakeholder sehr viel Einfluss hat, aber keinerlei Macht Ich denke hier z.B. an die jeweiligen Eltern eines Paares im Rahmen eine Trennungs- und Scheidungsmediation. Diese haben oft einen großen Einfluss, verfügen jedoch über keine tatsächliche Macht. Auf der anderen Seite gibt es auch Beteiligte, die Macht besitzen, aber keinen Einfluss ausüben. Ich denke hier z.B. an eine Bank, die das gemeinsame Haus der Medianden finanziert hat und die keinerlei Einfluss auf die Auseinandersetzung zwischen den Beteiligten nimmt.

Ich bin ein Freund des Visualisierens. Deshalb visualisiere ich die Zusammenstellung der Stakeholder auf einer Moderationswand. Die Medianden und die Stakeholder werden durch Haftnotizen dargestellt. In die Mitte kommen die Medianden und der Konflikt. Darum werden die Stakeholder gruppiert. Das Maß des Einflusses wird durch den Abstand und die Position der Haftnotiz zu den Medianden charakterisiert. Die Macht drückt sich in der Farbe der Haftnotizen aus: Rot = hohe Macht, gelb = mittlere Macht, grün = keine Macht.

Die Moderationswand in meinem Beispielsfall Gips & Krücke könnte dann so aussehen:

Diese Aufstellung ist natürlich nicht statisch, sondern kann im Laufe der Mediation immer wieder verändert und angepasst werden. Wenn sich die Medianden uneins sind hinsichtlich des Maßes an Einfluss eines Stakeholders („Du bist doch nur die ferngelenkte Unterhose deiner Sekretärin!“ – „So ein Blödsinn!“), dann positioniere ich die Haftnotiz dieses Stakeholders an der Stelle des größeren Einflusses, versehe sie ber mit einem Fragezeichen als Hinweis darauf, dass die Postion streitig ist.

Anschließend kann geklärt werden, wie mit den Stakeholdern umgegangen wird, ob sie direkt in die Mediation einbezogen werden (z.B. die Kinder eines Paares) oder von den Medianden informiert werden. Vielleicht tauchen auch im Verlauf der Mediation neue Stakeholder auf. Sie sollten dann auch visualisiert und der Umgang mit ihnen geklärt werden.

Eine Mediation kann nur gelingen, wenn der Einfluss und die Entscheidungsmacht der Stakeholder frühzeitig berücksichtigt und auch bearbeitet wird.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde ausschließlich die männliche Form gewählt. Gemeint sind selbstverständlich alle Geschlechter.

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