„Das ist ja keine Arbeit, das macht Dir ja Spaß!“ erhielt meine Frau vor einigen Jahren von unserem jüngsten Sohn zur Antwort, als sie nicht gestört werden wollte. Darf Arbeit keinen Spaß machen oder ist das, was Spaß macht, keine Arbeit?

Von meiner Frau und mir hatte er diese Einstellung sicher nicht. Ich finde es aber erschütternd, dass in unserer Gesellschaft offenbar Arbeit immer mit Mühsal und Freudlosigkeit gleichgesetzt wird.

Und steckt das nicht auch ein wenig in mir? Ich gebe zu, dass ich manchmal ein schlechtes Gewissen habe, weil ich nicht (genug) gearbeitet habe, obwohl ich etwas getan habe. Nur es ist mir leicht von der Hand gegangen und war vielleicht auch ein wenig kreative „Arbeit“, die sich nicht in der Anzahl bearbeiteter Akten niederschlug, aber letztlich durchaus produktiv war. Wenn ich jetzt auf dem Sofa sitze und diesen Artikel in das Notebook tippe, ist das Arbeit oder doch keine?

Schizophren ist auch die gesellschaftliche Haltung zur Arbeit. Alle  hätten gern weniger Arbeit und mehr Freizeit. Gleichzeitig wird aber derjenige hoch geachtet, der einen 12-Stunden-Arbeitstag (der ist unentbehrlich) hat und derjenige, der (nur) einen Halbtagsjob hat, auf den sieht man herab. Auch ziehen wir (zumindest gilt die in starkem Maß für die Männer) einen großen Teil des Selbstwertgefühls aus der Arbeit.

„Arbeit ist etwas, das man tut und nicht ein Ort, zu dem man morgens hingeht.“(Cali Ressler und Jody Thmpson zitiert nach Markus Albers „Morgen komm ich später rein“ Seite 147) Auch das ein Punkt, mit dem ich gelegentlich kämpfe, seit ich meinen Arbeitsplatz durch elektronische Akten ortsunabhängig gemacht habe. Manchmal beschleicht mich immer noch das schlechte Gewissen, wenn ich statt in der Kanzlei zu sitzen, im Homeoffice meine Arbeit erledige. Das ist dann – so zumindest in meinem Gefühl – keine „richtige“ Arbeit, obwohl der einzige Unterschied zur „richtigen“ Arbeit der Arbeitsort ist.

Offenbar werden doch Grundeinstellungen zur Arbeit vermittelt und ich habe sie offenbar stärker verinnerlicht, als ich mir bewusst bin. Ich denke, wir sollten uns erlauben, Arbeit mit Spaß und Freude zu verbinden und es nicht erst dann als (befriedigende) Arbeit bewerten, wenn wir sie mit Entbehrungen verbinden. Und – diese Einstellung sollten wir auch unseren Kindern weitergeben.