Die ARD hatte in Kooperation mit dem ORF eine Weekly Soap über den Mediator Paul Kemp mit Harald Krassnitzer produziert und in den letzten 13 Wochen ausgestrahlt. Sie haben die Serie verpasst? Seien Sie nicht traurig.

Als Mediator war ich natürlich gespannt, wie Mediation in dieser Serie dargestellt wird. Nun ja, es ist wie bei Krimis oder Anwaltsserien: Mit der Realität hat das alles recht wenig zu tun.

Ein wenig neidig wurde man beim Zusehen schon, dass man sich in Österreich offensichtlich als Mediator ein luxuriöses Eigenheim finanzieren kann und ein Bür in unmittelbarer Nähe der Wiener Oper leisten kann. Ich befürchte allerdings, dass die österreichischen Mediatorenkolleginnen und -kollegen genauso neidig zugesehen haben. Spricht man mit Kollegen aus Österreich bekommt man meist zu hören, dass wir in der BRD mit der Mediation ja schon viel weiter seien, dasselbe meinen wir meist von den Österreichern.

Ungewohnt für die deutschen Mediatoren war, dass dort Mediation in Strafsachen (bei uns Täter-Opfer-Ausgleich genannt) dort von freiberuflichen Mediatoren wahrgenommen wird. Bei uns wird Täter-Opfer-Ausgleich fast ausschließlich von den Sozialdiensten der Justiz angeboten.

Völlig daneben war, wie der Mediator in der Serie sehr aktiv in die Konfliktlösung eingegriffen hat. Das widerspricht eigentlich dem bei uns (und ich glaube auch in Österreich) dem vorherrschenden Verständnis von Mediation bzw. der Rolle der Mediatoren. Ein Mediator (oder Mediatorin) ist ausschließlich für das Verfahren als solches verantwortlich, keinesfalls aber für den Inhalt. Ein Mediator greift inhaltlich auch nicht indirekt ein sondern überlässt die Lösungsfindung den Beteiligten. Der Mediator achtet auf die Einhaltung der vereinbarten Gesprächsregeln und führt die Parteien durch die verschiedenen Phasen der Mediation.

Auch kenne ich keinen Mediator, der in einem Mediationsfall eigene Recherchen anstellt. Auch hält sich ein Mediator mit eigenen Vermutungen über die Konfliktursache zurück. Er hilft zwar, das herauszufinden, aber auf keinen Fall, indem er das Gespräch bewusst in bestimmte Richtungen dirigiert.

Ja alles in allem, völlig an der Realität vorbei. Eine zweite Staffel kann man allenfalls als reinen Zeitvertreib produzieren. Für die Mediation bzw. um Kunden für die Mediation zu gewinnen, bringt es überhaupt nichts. Erfreulich allenfalls an dieser Serie, dass Mediation offenbar schon insoweit in der Wirklichkeit der Menschen angekommen ist, dass ein Mediator Hauptperson einer Serie ist (immerhin ist der Beruf des Mediators aber noch so exotisch, dass er interessant ist). Und ein weiterer Vorteil der Serie: Der eine oder der andere hat vielleicht erstmals das Mort Mediation gehört und es wurde auch hin und wieder kurz erklärt, was ein Mediator eigentlich macht.