Es ist bereits über 20 Jahre her, dass Reinhard K. Sprenger das Buch „Das Prinzip Selbstverantwortung: Wege zur Motivation“ herausgebracht hat. Es ist ein Plädoyer dafür, Mitarbeitern im UnternIMG_0266ehmen mehr selbstverantwortung zuzutrauen aber auch für Mitarbeiter, mehr Selbstverantwortung zu übernehmen. Sieht man sich die Wirklichkeit in Unternehmen an, so ist bisher nicht allzuviel von dem, was in diesem Buch steht, umgesetzt worden. Aber das soll hier nicht das Thema sein.

Es geht vielmehr darum, dass die Menschen auch im Konflikt Selbstverantwortung übernehmen.  Leider geschieht das noch viel zu wenig. Die meisten Menschen regredieren im Konfliktfall und rufen schnell – wie früher als Kleinkinder – nach Mama oder Papa. Anstelle von Mama und Papa geht man dann zum Anwalt. Der soll dem Gegner dann zeigen, wie stark man ist. Oder man geht zum Gericht. Das soll dann den Streit entscheiden, wie es früher die Eltern bei einem Streit zwischen Geschwistern getan haben. Immerhin wurden 2013 ca. 1,2 Millionen Zivilprozesse eingeleitet, 700.000 Familiengerichtsverfahren und 400.000 Arbeitsgerichtsprozesse. Also wurde in mehr als 2 Millionen Konflikten die eigene Verantwortung abgegeben und man hat sich selbst verunselbständigt. Wenn das nicht funktioniert hauen wir wie die kleinen Kinder aufeinander ein oder rennen davon.

Richtiger wäre es, auch bei der Konfliktlösung Selbstverantwortung zu übernehmen. Das bedeutet nicht, aufeinander einzudreschen sondern als erwachsene Menschen miteinander zu sprechen und den Streit im gemeinsamen Konsens zu lösen. Wenn uns die Emotionen überfluten und wir dazu momentan nicht in der Lage sind oder den Weg dorthin nicht richtig sehen, braucht man immer noch nicht nach Mama und Papa zu rufen. Es gibt die Möglichkeit der Mediation.

Mediation ist eine erwachsene Methode, einen Konflikt gemeinsam zu lösen, wobe der Mediator (oder die Mediatorin) darauf achtet, dass die Beteiligten, sprich Mediandinnen und Medianden, ihre Selbstverantwortung behalten und übernehmen. Eigenverantwortung ist einer der Pfeiler der Mediation. Nicht die Mediatorin, der Mediator lösen den Konflikt, sondern die Mediandin bzw. der Mediand löst ihn gemeinsam mit der Person, die ihr oder ihm gegenüber sitzt. Der Mediator hilft lediglich, den Weg zur Konfliktlösung zu finden. Er macht keine Lösungsvorschläge und er entscheidet nichts.

Ist es nicht besser, selbst die Kontrolle über die Konfliktlösung zu behalten als sich unter der Schürze der vermeintlichen Macht zu verstecken?