Gerade wieder einmal stand das Thema „Fragetechniken“ auf der Agenda der IHK-zertifizierten Ausbildung. Über das Thema Fragetechniken hatte ich bereits vor ca. neun Jahren einmal hier einen Artikel geschrieben.

Fragetechniken sollte jeder Mediator beherrschen. Dies ist eine zentrale Fähigkeit von Mediatoren, da es einen guten Mediator auszeichnet, dass er während der gesamten Mediation im „Fragemodus“ bleibt.

Eine Ausnahme bildet allenfalls das Einleitungsgespräch. Dort gibt der Mediator Informationen über sich und über das Mediationsverfahren, Formalien und Ähnliches von sich. Ab dem eigentlichen Beginn der Mediation, d. h. ab der zweiten Phase (Konfliktdarstellung/Themensammlung), sollte sich ein guter Mediator jeglicher eigener Stellungnahmen zu den Äußerungen der Medianden, zum Konflikt und zum Verfahren enthalten (Es sei denn, es handelt sich um eine evaluative Mediation).

Immer dann, wenn ein Mediator keine Frage stellt, machte eine Aussage. Dies kann allenfalls eine Stellungnahme zum Konflikt, zum Verfahren oder ein Ratschlag sein. Genau dies ist normalerweise nicht gewünscht. Deshalb sollte jeder Mediator darauf achten, dass er im Fragemodus verbleibt bzw. sich genau prüfen, ob es dem Mediationsverfahren gut tut, wenn er den Fragemodus verlässt.

Natürlich gibt es auch während des Mediationsverfahren Situationen, bei denen der Mediator direktiv werden muss, zum Beispiel, wenn ein Mediand den anderen immer wieder unterbricht oder die Medianden ins Streitgespräch geraten.

Natürlich werden die Fragen nicht um des Fragen Willens gestellt. Jede Frage soll den Mediationsprozess ein Stück weiter bringen oder den Medianden helfen, mehr über sich selbst zu erfahren.

Deshalb sollte jeder Mediator vor einer Frage darüber nachdenken, ob die zu aufragende Informationen für die Konfliktbearbeitung relevant ist.

Weiter sollte er sich Gedanken machen, welche Funktion die beabsichtigte Frage hat und was sich durch die Beantwortung der Frage für die Medianden und für den Mediator verändert würde und welche Wirkung diese Frage haben könnte.

Auch seine eigenen Eindrücke sowie Bewertungen und Stellungnahmen kann ein Mediator allenfalls (wenn überhaupt nötig) in der Form einer Frage einbringen (zum Beispiel: „Ich habe das Gefühl, dass sie durch die Aussage … sehr verletzt worden sind. Ist dies richtig?“).

Auch das Paraphrasieren und Verbalisieren dafür nur in der Art geschehen, dass es als Frage an die Medianden zurückgegeben wird. Auch beim visualisieren muss ein Mediator zunächst Rückfragen, ob das was er aufschreiben will, auch dem entspricht, was die Medianden meinen.

Da demnach die Mediation zum allergrößten Teil aus Fragen besteht, muss jeder Mediator alle Fragetechniken beherrschen. Und er muss immer darauf aufpassen, dass er tatsächlich im Fragemodus verbleibt.