In einem früheren Posting hatte ich auf das Buch von Christian-Rainer Weisbach „Professionelle Gesprächsführung“ hingewiesen. In dem gleichen Buch unterscheidet er vier Arten des Zuhörens:

(1) Das „Ich verstehe“-Zuhören
Wie Weisbach ausführt, handelt es sich hierbei eigentlich gar nicht um Zuhören sondern um den Auftakt zum eigenen Sprechen. Da es als unhöflich gilt, dem anderen ins Wort zu fallen, wird mit einer „netten“ Floskel überdeckt, dass man nicht zugehört hat. Man redet locker aneinander vorbei, ohne das wirklich zu überdecken. Nach der Floskel „Ich verstehe“ oder „Da haben Sie recht , aber..“ kommt nicht wirklich eine Stellungnahme. Körpersprachlich können Sie schon vorher beobachten, dass der Gesprächspartner sich vorbeugt, er kurz nickt oder sich aufrichtet und Luft holt, alles Anzeichen, dass er jetzt etwas von sich geben will. Tatsache ist aber, dass ein echtes Zuhören hier nicht stattfindet.

(2) Das aufnehmende Zuhören
Beim Aufnehmenden Zuhören wird die Aufmerksamkeit wirklich auf die Worte des Gesprächspartners gerichtet. Dies bedeutet einmal, dass man selbst schweigt. Weisbach bezeichnet es als echtes Schweigen, bei dem nicht das Gehörte durch Körpersprache kommentiert wird, unserer Ungeduld körpersprachlich Ausdruck gegeben wird oder unser Desinteresse zeigen. Typisch für diese Art des Zuhörens ist der direkte Blickkontakt mit dem Gesprächspartner gekoppelt mit einem leichten Kopfnicken. Dies bedeutet aber nicht, das wir unserem Gesprächspartner in die Augen starren. Ist der Blickkontakt nicht möglich, wie etwa am Telefon, wird durch kleine Zuhörfloskeln ersetzt wie „Mhm“, „Aja“ und ähnliches.

(3) Das umschreibende Zuhören
Beim umschreibenden Zuhören geben Sie das vom Gesprächspartner Gesagte mit eigenen Worten wieder. Dies bedarf bereits einiger Übung. Es ist weitaus einfacher, ganze Sätze wörtlcih zu wiederholen, ob wir sie verstanden haben oder nicht, als sie mit eigenen Worten zu wiederzugeben. Sie geben hierdurch zu erkennen, dass Sie nicht nur zugehört haben, sondern das Gesagte auch verstanden haben und auch bereit sind, weiter über das Thema zu sprechen. Als Einstieg können Sie Formulierungen verwenden wie “ Ihnen ist wichtig, dass …“ oder „Verstehe ich dich richtig, dass ….“. Die Schwierigkeit beim umschreibenden Zuhören ist, zunächst die eigenen Ansichten und Meinungen zurückzustellen und zunächst einmal die Meinung des Gesprächspartners zu verstehen. Üblicherweise sind wir, während der Gespächspartner noch spricht, bereits damit beschäftigt, unsere eigenen Gedanken vorzuformulieren. Wir hören allenfalls noch hin, um mitzubekommen, dass der andere fertig ist, um nun selbst zu sprechen. Sie können diese Art des Zuhörens einmal üben, indem Sie mit einem Gesprächspartner ein Thema aussuchen, über das Sie diskutieren und dabei die Regel vereinabaren, dass man erst dann ein eigenes Argument vorbringen darf, wenn man die Argumentation des anderen zuvor vollständig mit eigenen Worten wiedergegteben hat. Diese Übung macht viel Spass.

(4) Das aktive Zuhören
Das aktive Zuhören ist die hohe Kunst des Zuhörens. Hier achten Sie nicht nur darauf, was der andere sagt, sondern auch wie er spricht und sich verhält. Es geht also darum, dem Gesprächspartner deutlich zu machen, dass sie ihn nicht nur inhaltlich verstehen, sondern auch dessen Empfindungen mitbekommen. Ihr Gesprächspartner fühlt sich durch das aktive Zuhören verstanden. Indem Sie die Gefühle des anderen wiederspiegeln und verstehen (Sie müssen nicht einverstanden sein), kommt ein echtes Gefühl des Verstandenseins auf. Das ist der Schlüssel zu ihrem Gesprächspartner.

Noch einmal, verstehen bedeutet nicht einverstanden zu sein. Sie können einen Gesprächspartner inhaltlich verstehen und auch dessen Gefühle nachvollziehen, ohne dass Sie die Argumente gut heißen oder die mit den Emotionen des anderen einverstanden sind.

Ach und Sie? Wie hören Sie zu??