„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Dies ist das erste Axiom der Kommunikation von Paul Watzlawik. Im Klartext bedeutet dies, dass Sie auch dann kommunizieren, wenn Sie keine Antwort geben. Der Volksmund drückt es so aus: „Keine Antwort ist auch eine Antwort!“ Dies bedeutet aber auch, dass Kommunikation nicht nur über das gesprochene Wort erfolgt sondern auch über andere Kanäle wie Körperhaltung, Mimik und Tonfall.

Stellen Sie sich vor, Sie wollen mit Ihren Partner oder Ihrer Partnerin ins Kino oder Theater gehen. Sie sind gerade dabei, sich umzuziehen, da kommt Ihre bessere Hälfte ins Zimmer und fragt: „Wieviel Uhr ist es?“ Was antworten Sie? Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, von „Gleich 7:00 Uhr“ über „Ich bin ja gleich fertig“ bis zu „Wenn es Dir zu lange dauert, dann geh doch allein“.

Wie kommt es zu derart unterschiedlichen Antworten? Grund ist, dass – dies entwickelt zu haben ist ein Verdienst von Friedemann Schulz von Thun – jede Botschaft vier verschiedene Aspekte hat.

1. Der Sachaspekt: Dies ist die Sachaussage, worüber ich informiere. Hier ist es die schlichte Frage nach der Uhrzeit.

2. Der Beziehungsaspekt: Jede Aussage trifft auch eine Aussage über die Beziehung zwischen dem Sender und dem Empfänger einer Botschaft, was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen.

3. Der Selbstoffenbarungsaspekt: Mit einer Nachricht gebe ich auch immer etwas von mir selbst kund.

4. Der Appellaspekt: Mit einer Nachricht will ich etwas erreichen oder will den Empfänger zu etwas veranlassen.

Mit Ausnahme des Sachaspekts werden die anderen drei Aspekte einer Nachricht oft nicht explizit ausgesprochen werden sondern implizit durch andere Aspekte wie Körpersprache einschließlich Mimik und Tonfall weitergegeben. Hier tut sich ein weites Feld für Missverständnisse auf, wie wohl jeder Leser aus eigener gelegntlich leidvoller Erfahrung weiß. Jeder, der als Beifahrer im Auto gegenüber seiner Frau schon einmal die schlichte Aussage getätigt hat: „Die Ampel da vorn ist grün!“ weiß, welche Explosion dann erfolgen kann.

Da wir alle notgedrungen ständig kommunizieren, sollten wir uns daher bewusst sein, dass das, was ich als Nachricht aussende, nicht unbedingt das ist, was beim anderen ankommt. Doch nicht genug von den Möglichkeiten des Missverständnisses beim Absenden einer Nachricht, hört auch jeder Empfänger auf vier Ohren, das heißt, der Empfänger hat die Auswahl, auf welchen Aspekt der Nachricht er reagieren will. Und genau da kommt es dann dazu, dass auf eine harmlose Bemerkung, die vielleicht wirklich im wesentlichen eine Sachaussage beinhalten sollte, plötzlich eine geharnischte Antwort auf der Beziehungsebene erfolgt (Was ist eigentlich das Grüne da in der Suppe? – Wenn es dir nicht schmeckt, dann kannst du ja an die Frittenbude gehen!).

Wen wundert es jetzt noch, dass Kommunikation recht leicht schiefgehen kann. Das, was in der Kommunikation mit anderen bei uns ankommt, ist immer das Ergebnis der eigenen Interpretation. Man sollte daher die eigene Interpretation des vom anderen gesagten überprüfen, da Zweifel angebracht sind. Dies geschieht durch Feedback bzw. Metakommunikation, d.h. Kommunikation über die Kommunikation. Bekanntlich können Probleme nie auf der Ebene gelöst werden, auf der sie entstehen. Man muss eine Ebene höher gehen und von dort aus die Kommunikation betrachten. Dort können dann etwaige Missverständnisse geklärt werden.

Wer sich mit dem Thema Kommunikation näher beschäftigen will, dem seien die vier Bände „Miteinander reden“ von Friedemann Schulz von Thun ans Herz gelegt.