Es war der Saarbrücker Zeitung wieder einmal eine Meldung auf der Frontseite und auf der Landesseite wert: Drei Personen bei Hunde-Attacke verletzt. Wieder einmal Stimmungsmache gegen Hunde, hier noch ein Staffordshire-Terrier, ein „Listenhund“. Wie schrecklich.

Oder sollte die Aufmachung der Seltenheit von Bissverletzungen durch Hunde geschuldet sein? Wohl nicht, es lohnt sich aber, einmal ein wenig Statistiken anzusehen. In der Bundesrepublik starben 2010 durch Hundebissverletzungen 8 Personen, sicherlich 8 zu viel. Aber greift man bei anderen Todesursachen auch nur im entferntesten durch? Im Straßenverkehr starben in der Bundesrepublik im Jahre 2010 insgesamt 205 Kinder und Jugendliche, insgesamt starben im Straßenverkehr im vergangenen Jahr 3.648 Personen und 371.170 Personen wurden verletzt. Auch die Gefahr, zu Hause beim Sturz von der Leiter tödlich zu verunglücken, ist fast 10 mal so hoch und die Gefahr, zu Hause an Nahrungsmitteln zu ersticken ist fast 20 mal so hoch wie die tödliche Gefahr durch Hundebisse.

Leider gibt es keine bundesweite Beißstatistik, lediglich in der Statistik der Todesursachen ist der Hund aufgeführt (hier geht es aber um Gebissen- und Gestoßenwerden vom Hund W54). Einzelne Bundesländer veröffentlichen aber Beißstatistiken, so z.B. Rheinland-Pfalz. Hier gab es im Jahr 2010 insgesamt 253 erfasste Hundebissvorfälle, bei denen Menschen verletzt wurden. Allein ca. 20 % davon wurden von Schäferhunden und -mischlingen verursacht.

Das alles zeigt, dass die reale Gefahr, von einem Hundebiss verletzt zu werden, im Verhältnis zu anderen Gefahren verschwindend gering ist. Trotzdem muss man sich als Hundehalter ständig von allen möglichen Leuten anhören, dass man doch den Hund auch in der freien Natur ständig an der Leine führen soll (es wird dann sogar behauptet, dies sei gesetzlich so vorgeschrieben). Offenbar werden hier archaische Ängste bei manchen Mitmenschen geweckt, die mit der Realität nicht das geringste zu tun haben (der böse Wolf).

Sicherlich wäre es sinnvoll, die Hundehaltung daran zu knüpfen, dass die Hundehalter zumindest über entsprechende Sachkunde verfügen. Es wäre auch sinnvoll, dass Nichthundehalter zumindest Grundkenntnisse über Hundeverhalten haben (dass z.B. ein Hund es als Angriff wertet, wenn man ihn anstarrt). Wenn auf beiden Seiten derartige Kenntnisse vorhanden wären, wäre sicherlich mancher Beißvorfall vermieden worden und könnte auch in der Zukunft vermieden werden.

Dass allerdings der Hundehalter seinen eigenen Hund mit einem Küchenmesser angreift, wie in der Saarbrücker Zeitung berichtet, ist auch angesichts der geschilderten Situation kaum verständlich.