IMG_0226..ist es sinnvoll, etwas zur Lösung des Konflikts zu unternehmen. Bekanntlich gibt es (zumindest nach Friedrich Glasl) 9 Eskalationsstufen eines Konflikts, beginnend mit Stufe 1 „Verhärtung“ bis zur Stufe 9 mit „gemeinsam in den Abgrund“ (wer den Film „Rosenkrieg“ einmal gesehen hat, hat alle Stufen der Konflikteskalation am Beispiel gesehen). Diese 9 Stufen lassen sich noch in drei Gruppen gliedern. Bei den ersten drei Eskalationsstufen glauben die Konfliktbeteiligten noch an eine Win-Win-Lösung. Die Konfliktbeteiligten, die die Stufe 4 bis 6 erreicht haben, denken noch an eine Win-Lose-Lösung, meinen selbst auf Kosten der/des Anderen gewinnen zu können. Ab dann geht es steil bergab und es geht zuerst darum, der/dem anderen Konfliktpartner Schaden zuzufügen, koste es, was es wolle. Das sind dann die Lose-Lose-Lösungen, rational nicht mehr zu begründen, emotional aber nachvollziehbar.

In den drei letzten Stufen wird es schwierig, eine konsensuale Lösung herbeizuführen, ausgeschlossen ist sie aber hier auch nicht. Oft muss erst einmal der Sachkonflikt autoritär entschieden werden, um den Weg für die Interessenklärung frei zu machen. Das mag sich widersprüchlich anhören. Letztlich muss zunächst die Eskalationsspirale unterbrochen werden, um anschließend verhandeln zu können. Daher ist hier eine Mediation dann nicht ausgeschlossen. Manchmal hat aber auch die Eskalation des Konflikts den Leidensdruck so erhöht, dass die Beteiligten froh sind, wenn ihnen ein Ausweg aus der Spirale der Eskalation angeboten wird, ohne das Gesicht zu verlieren. Daher ist eine Mediation auch dann aussichtsreich, wenn sich die Parteien eines Rechtsstreits bereits bis zur zweiten Instanz beharken.

Am erfolgversprechendsten ist natürlich ein Mediationsverfahren in den ersten drei Eskalationsstufen, Dort glauben die Konfliktbeteiligten noch selbst an eine Win-Win-Lösung. Oft reicht in diesen Phasen bereits ein moderiertes Gespräch, um Lösungen zu finden, manchmal sind die Parteien selbst in der Lage, Lösungen herauszuarbeiten. Es ist daher durchaus angeraten, bereits in frühem Stadium einer Meinungsverschiedenheit Mediation anzubieten, um zu einer Lösung zu kommen, ehe das Eskalationskarussell in Fahrt kommt. Hier sind im betrieblichen Kontext Führungskräfte gefordert, frühzeitig Hilfen anzubieten. Das setzt natürlich ein Gespür für sich entwickelnde Konflikte voraus, eine Fähigkeit, über die mancher Vorgesetzte leider nicht verfügt. Auch auf der Führungsebene ist die Flucht und Verleugnung von Konflikten die beliebteste Strategie.

Das Haupteinsatzfeld der Mediation liegt natürlich auf der Eskalationsstufe 4 bis 6 der Glaslschen Skala. Dort sind die Konflikte dann unübersehbar und auch die Notwendigkeit einer Konfliktlösung ist bewusst. Dies sind auch die Stufen, auf denen man einen Anwalt einschaltet oder vor Gericht zieht. Wie ich allerdings hier und da bereits dargestellt habe, sind Juristen nicht wirklich in der Lage Konflikte zu lösen und diese Konfliktbeilegungsmethode ist eigentlich kindlich und eines Erwachsenen nicht würdig.

Also nicht erst, wenn es richtig kracht, die Mediatorin oder den Mediator rufen!