Sowohl in Mediationen als auch in Verhandlungen streben die Beteiligten meistens (fast immer) viel zu schnell auf einen Einigungsversuch zu. Meist wird aber genau dadurch die Tür zu einer Vereinbarung zugeschlagen. Sowohl in der Mediation als auch in Verhandlungen (zumindest nach dem Harvard-Modell) sollen die Phasen der Suche nach möglichen Lösungen und dem Entscheiden, welche Lösung die richtige ist, strikt getrennt werden. Warum?

Nur wenn man sich im Rahmen der Suche nach Lösungsmöglichkeiten ganz bewusst noch nicht unter Einigungsdruck setzt, besteht die Möglichkeit, auch möglichst viele Optionen zu entdecken. Am besten ist es, wenn man sich bereits vorher möglichst viele (eventuell auch verrückte) Möglichkeiten für die Lösung des Konflikts bzw. des Verhandlungsgegenstands ausdenkt. Aber auch im Rahmen der Mediation oder Verhandlung sollte das geschehen. Man sollte dann auch klar diese Phase der Lösungssuche benennen und zuvor vereinbaren, dass noch nicht darüber diskutiert wird, ob eine Lösungsoption praktikabel oder gewünscht wird. Das ist wie bei Brainstorming, wo es auch erst einmal darauf ankommt, so viele Möglichkeiten wie möglich zu sammeln (Quantität geht vor Qualität).

Auch wenn diese Phase abgeschlossen ist, ist es noch nicht Zeit, sich auf eine Diskussion darüber einzulassen, welche Option gewählt wird. Nun ist es sinnvoll, erst einmal abstrakte Kriterien zu erarbeiten, an denen man die Praktikabilität der zu suchenden für beide besten Option messen will. Erst wenn man sich auf diese abstrakten Kriterien geeinigt hat, kann man die Lösungsoptionen an diesen Kriterien messen. So vermeidet man auf jeden Fall, dass man ins reine Feilschen verfällt (meist mit dem Nebeneffekt steigender Emotionalität).

Die Geduld für diese einzelnen Schritte wird in aller Regel dadurch belohnt, dass man eine optimale und befriedigende Lösung findet.