Nicht nur Verteidiger lieben die Richter, die den Delinquenten fragen, warum er dies oder jenes gemacht hat. Auch wir haben unsere Lehrer für die Frage „Warum hast du deine Hausaufgaben nicht gemacht“ verehrt. Obwohl die „Warum-Frage“ eigentlich bekanntermaßen wenig zur Aufklärung beiträgt, ist sie immer (noch??) beliebt und nicht auszurotten.

Die Antwort auf die „Warum-Frage“ lautet „Weil….“ und ist kausal und vergangenheitsbezogen. Es wird nach den Ursachen geforscht. Grundlage ist ein Reiz-Reaktions-Schema. Ich habe gemacht weil X das gemacht hat. letztlich sind dann immer die anderen Schuld. Den Fragenden bringt die Antwort auch nicht weiter, denn die Vergangenheit kann ich nicht ändern.

Hinzu kommt, dass der Fragende bei einer „Warum-Frage“ sich als Richter und höher gestellt als der Befragte aufspielt mit den entsprechenden mentalen Folgen beim Befragten, der sich angegriffen fühlt. Kurz die Stimmung ist futsch! Nichts garantiert mehr einen verdorbenen Feierabend als die Frage der besseren Hälfte: „Warum kommst du schon wieder zu spät?“

In der Mediation und mediativ handelnde Personen gehen eher von dem Prinzip der „plausiblen Intention“ aus. Das Prinzip der plausiblen Intention besagt, dass es für jedes menschliche Verhalten eine nachvollziehbare Absicht gibt. Was immer ein Mensch auch tut: Er verfolgt damit bewusst oder unbewusst etwas, was aus seiner Warte plausibel ist.  (A. von Hertel), Professionelle Konfliktlösung),  Meistens sind uns selbst diese Intentionen nicht bewusst.

Es ist daher sinnvoller, nach der Absicht hinter dem (vom Fragenden nicht gewollten) Verhalten herauszufinden. Die Frage nach dem „wozu“  sucht nach Zielen und Absichten (Man kann auch fragen: Was wollen Sie erreichen?, Was versprechen Sie sich davon? usw.) (Vgl. Weisbach, Professionelle Gesprächsführung). Zugegeben: Es ist ungewohnt, jemanden zu fragen, warum er dies oder jenes getan hat und der Befragte ist auch nicht gewohnt, danach gefragt zu werden und wird möglicherweise erst einmal nachdenken müssen, welche Intention er wirklich hat. Der Vorteil ist, dass damit auch ein Weg für Veränderungen eröffnet wird und das Verhalten auch aus einem anderen Blickwinkel betrachtet wird.

Ähnlich kann man auch mit Vorwürfen umgehen. Vorwürfe sind ja eigentlich nur schlecht formulierte Wünsche. Wenn es z.B. in der Mediation gelingt, aus den gegenseitigen Vorwürfen die zugrunde liegenden Wünsche herauszuarbeiten, bekommt das Gespräch schon eine völlig andere Qualität und die Beteiligten kommen fast automatisch zu Ich-Botschaften.

Diese Gesprächstechniken sollte jeder Mediator beherrschen. Nur so kann er den Konfliktpartnern helfen, gemeinsame Lösungen ihres Konflikts zu finden. Nicht dass es hinterher heißt: Wenn das die Lösung ist, hätte ich gern meinen Konflikt wieder!