Wenn man wissen will, wie man unnötige Konflikte vermeiden kann, muss man zunächst einmal wissen, wie Konflikte entstehen.

Konflikte hat Glasl, einer der bekanntesten Konfliktforscher, wie folgt definiert: Differenzen im Wahrnehmen, Denken, Vorstellen, Differenzen im Fühlen, Differenzen im Wollen führen zur Verhaltensweisen des einen Beteiligten, die vom anderen Beteiligten als Beeinträchtigung erlebt werden. Dies bedeutet, dass Differenzen zwischen zwei Beteiligten erst dann zum Konflikt eskalieren, wenn dies bei einem Beteiligten als Beeinträchtigung erlebt wird.

Demnach können Differenzen im Wahrnehmen, Denken, Vorstellen, Fühlen, Wollen zwischen zwei Personen vorhanden sein, ohne dass es hierdurch zu Konflikten kommt. Es handelt sich dann allenfalls um Meinungsverschiedenheiten, die sachlich und konfliktfrei ausdiskutiert werden können. Es muss demnach noch ein Verhalten des einen Konfliktbeteiligten dazutreten, das von dem anderen Konfliktbeteiligten als Beeinträchtigung erlebt wird.

Das Verhalten des anderen wird in der Regel dann als Beeinträchtigung erlebt, wenn es als Entwertung der eigenen Person wahrgenommen wird. Dies kann ausdrücklich durch Worte geschehen (Das ist doch alles Unsinn!) aber auch durch körpersprachliche Signale (Kopfschütteln, herablassendes Grinsen). Oft reicht es aber auch aus, dass man das Gefühl hat, der andere hört den gerade vorgebrachten Argumenten überhaupt nicht zu. Nun wird die Meinungsverschiedenheit zum emotional geladenen Konflikt.

Wenn dann einer der Konfliktbeteiligten versucht, seine Position mit Zwang durchzusetzen, eskaliert der Konflikt zum Machtkampf.

Wer sich dieses Entstehen eines Konflikts klargemacht hat, weiß dann auch, wie er die Eskalation einer Meinungsverschiedenheit zum Konflikt bzw. zum Machtkampf vermeiden kann. Wenn einer Meinungsverschiedenheit entsteht, sollte man möglichst vermeiden, den anderen als Person oder mit seiner Meinung herabzusetzen, auch nicht körpersprachlich. Und dies ist auch eines der Geheimnisse, warum Mediation funktioniert. Dort wird jeder der Konfliktparteien mit seiner Meinung ernst genommen und es wird ihm zugehört. Allein dies deeskaliert bereits den Konflikt.