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„Haben oder Sein“ betitelte Erich Fromm sein 1976 erschienenes Buch über die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft. Er wendet sich in diesem Buch gegen die Selbstdefinition des Menschen über das „Haben“ und wirbt für eine Lebenseinstellung des „Seins“. Ich will hier nicht näher auf die Ausführungen Fromms eingehen.

Auch in der Mediation geht es um die Entwicklung von Haben zum Sein. In der zentralen Phase der Mediation befähigt die Mediatorin die Mediandinnen dazu, die hinter ihren Forderungen und Ansprüchen stehenden Interessen und Bedürfnisse zu entdecken und herauszuarbeiten. Das entspricht dem Schritt vom Haben zum Sein. Bei Ansprüchen und Forderungen geht es genau darum, etwas (vom anderen) zu bekommen und dann zu haben. Bei den dahinter stehenden Bedürfnissen und Interessen geht es um das Sein. Bedürfnisse und Interessen sind höchstpersönliche Interna, die nur mich selbst als Individuum betreffen. Es geht auch um die Frage, inwiefern das Haben das Sein beeinflusst. Was verändert sich in meiner Gefühlswelt, wenn meine Forderung oder mein Anspruch erfüllt wird?

Ein Beispiel: eine Ehepartnerin fordert vom andern Ehepartner Unterhalt. Die Forderung ist das Haben. Ich will einen Betrag X haben. Das Haben (-wollen) richtet sich immer gegen den anderen. In der Mediation stellen wir dann die Frage nach dem Sein. Worum geht es der Mediandin eigentlich? Es geht ihr zum Beispiel darum, nicht hungrig zu sein, nicht arm zu sein, nicht wegen fehlender Geldmittel ausgeschlossen zu sein. Dies herauszuarbeiten ist Aufgabe der Mediatorin.

Wenn wir wissen, was das Sein der Mediandin ist, ergeben sich hieraus in der Regel viele neue Lösungsmöglichkeiten. Wir sind nicht mehr eingeengt auf die Forderung sondern können Wege finden, wie die erwünschten Gefühle erreicht werden können. Das ist Mediation.

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