Der Kluwer Mediation Blog weist in seinem heutigen Beitrag „Why Litigators Become Less Intelligent in Group Mediation Settings“ auf neuere Ergebnisse der Hirnforschung hin. Demnach machen Gruppentreffen eher dümmer als intelligenter.  Die Forschung des Human Neuroimaging Laboratory am Virginia Tech Varilion Institute ergaben, einen Zusammenhang von Zuweisung von sozialen Status in Kleingruppen und Gehirnleistung. Praktisch bedeutet das, dass in Wettbewerbssituationen eher der lauteste den Ton angibt und das Niveau der Gruppenleistung bestimmt als der intelligenteste.

Für die Mediation bedeutet das, dass bei Mediationen, bei denen auf jeder Seite mehr als eine Person beteiligt ist (z.B. die jeweiligen Anwälte), es ratsam ist, die Lösung des Konflikts in Einzelgesprächen zu suchen. So kann der Mediator vermeiden, dass Schaudebatten geführt werden anstatt an der Lösung des Problems zu arbeiten. So bleibt der IQ hoch und der Wille zur Einigung ebenfalls.

Das bedeutet nicht, dass auch gemeinsame Sitzungen sinnvoll sind. Das funktioniert aber erst dann gut (im Sinne der Erhaltung der Gruppenintelligenz), wenn der Wettbewerbsdruck zwischen den Parteien abgebaut oder nicht mehr so stark ist.

Wird die Mediation zwischen den Gruppen ausschließlich in gemeinsamen Sitzungen durchgeführt (wie es vor allem in Europa üblich ist), muss damit gerechnet werden, dass die Mediation länger dauert oder gar scheitert. Daher ist die Aversion der deutschen Mediatoren gegen Einzelgesprächen oder Shuttle-Mediation aus der Sicht der Gehirnforscher nicht gerechtfertigt.