In den USA ist die prenup mediation bereits ein Geschäftsfeld von Mediatoren. Und die Idee ist nicht so abwegig, wie sie uns zunächst erscheint. Zwar hat es bei uns immer noch ein Geschmäckle, wenn eine(r) der Brautleute schon vor der Hochzeit an die Scheidung denkt und dafür Vorsorge treffen will. Man heiratet doch nicht, um sich scheiden zu lasen! ?? Die Realität ist anders, da fast jede zweite Ehe geschieden wird. Und: Sie haben für Ihr Auto doch auch eine Vollkasko-Versicherung obwohl sie nicht wirklich die Absciht haben, das Auto kaputt zu fahren (die meisten zumindest).

Und in der Tat ist es dem ungetrübten Glück der Heiratswilligen nicht so recht zuträglich, wenn sie sich im Vorfeld der Eheschließung anwaltlichen Rat für einen Ehevertrag holen. Mann (Frau) wittert dann schon Ungemach, zumal die/der Anwältin/Anwalt ja ohnehin nicht beide beraten kann/darf. Ich habe es in meiner Anwaltstätigkeit erlebt, als ein Bräutigam mich beauftragte, einen Ehevertrag zu formulieren, dessen Inhalt meines (dem Mandanten gegenüber auch geäußerten Meinung nach) die Grenze zur Sittenwidrigkeit wegen Benachteiligung der zukünftigen (bereits schwangeren) Ehefrau überschritten hatte. Da stand wohl auch eher die Familie dahinter, die der Meinung war, dass mein Mandant von der zukünftigen Ehefrau eingefangen worden sei und mit dem Kind über den Tisch gezogen werden sollte. Die Frau hat es anggesichts all dessen vorgezogen, auf die Ehe zu verzichten und den Kindesvater auf Unterhalt in Anspruch zu nehmen, was wiederum das Vorurteil der Verwandtschaft verstärkte.

Hier ist es in der Tat sinnvoll, die zu klärenden Punkte mit Hilfe einer Mediatorin/eines Mediators zu diskutieren. Allerdings wird es dann nicht möglich sein, einen völlig einseitigen vertrag durchzuboxen. Aber eine faire, den Interessen beider dienende Vereinbarung kann sicherlich gefunden werden. Es ist angesichts der Scheidungsstatistik sicherlich richtig, für den Fall der Scheidung vorzusorgen, und dies zu einem Zeitpunkt, zu dem man noch dem anderen/der anderen wohlwollend gegenüber steht. Vor der geplanten Hochzeit ist Frau/Mann sicherlich eher bereit, die Interessen der/des Anderen anzuerkennen und ausgeglichene Lösungen zu finden. Die Aussicht, dann trotz der vorherigen Verhandlung eine harmonische und glückliche Hochzeit zu feiern, ist damit gewachsen. Und vielleicht wird die Ehe auch besser, wenn man vorher in der Mediation gelernt hat, wie man Probleme auch firedlich und interessengerecht lösen kann.