Nein, damit meine ich nicht, dass von Mediatoren immer nur mediatives streitvermeidendes Verhalten erwartet wird. Daran hatte ich mich in der Zeit, als ich noch neben der Tätigkeit als Mediator auch als Rechtsanwalt arbeitete. Dass ich Mediator bin, fiel den Richtern oder Gegenanwälten immer gerade dann ein, wenn sie mich zu einem Vergleich prügeln überreden wollten, den ich nicht wollte. Offenbar kam es den Beteiligten nicht in den Sinn, dass ich mich in der Rolle als Parteivertreter anders verhalte (verhalten muss) als wenn ich mich in der Rolle des Mediators befinde.

Mit dem „anders können“ meine ich, dass es nicht nur eine Art der Mediation gibt. Bei uns ist im wesentlichen die facilitative bzw. transformative Mediation bekannt. Die facilitative Mediation ist eigentlich die erste Art der Mediation, die bekannt wurde (vor allem erst in den USA). Sie beinhaltet das klassische Vorgehen in den verschiedenen Phasen der Mediation und die Mediatorin enthält sich strikt eigener Lösungsvorschläge. Es sind allein die Medianden, die die Lösung entwickeln. Die transformative Mediation geht noch ein Stück weiter und will erreichen, dass sich die Beziehung der Medianden zueinander verbessern.

Diese beiden Arten der Mediation finden auch im üblichen Setting gemeinsamer Gespräche (Medianden und Mediator) statt. Der Mediator enthält sich jeglicher Einflussnahme hinsichtlich der Ergebnisses der Mediation.

Demgegenüber hat der Mediator in der evaluativen Mediation weit mehr Einfluss auf den Inhalt der Mediation. In diesem Fall nimmt der Mediator auch inhaltlich zu den Positionen der Parteien Stellung und benennt auch deren Schwachpunkte. Diese Art der Mediation ähnelt eher den Vergleichsverhandlungen vor Gericht. Allerdings wird diese Art der Mediation auch oft in der Art durchgeführt, dass die Parteien nach einer eröffnenden gemeinsamen Sitzung dann getrennt voneinander abwechselnd mit dem Mediator verhandeln, der dann die Angebote und Stellungnahmen der anderen Partei übermittelt.

Auch diese Art der Mediation hat in bestimmten Kontexten durchaus ihre Berechtigung, auch wenn sie zumindest in Deutschland und Österreich nicht so verbreitet ist. Gerade in Fällen der Wirtschaftsmediation zwischen Firmen hat diese Art der Mediation ihren Platz, wenn die Parteivertreter nicht vor der anderen Partei alle Informationen offen legen wollen.

Ein guter Mediator sollte in der Lage sein, die Art der Mediation, die er durchführt, dem jeweiligen Fall und den jeweils Beteiligten anzupassen. Irgendwo habe ich dazu den Begriff Toolbox-Mediation gelesen. Das finde ich gut. Je mehr unterschiedliche Werkzeuge der Toolbox-Mediator im Werkzeugkasten hat und je besser er diese zu benützen versteht, desto besser kann er eine Mediation zum Erfolg führen.